
Liegt man länger krank im Bett, sollte man sich diese Zeit so angenehm wie möglich gestalten. Welche kleinen Hilfsmittel für mich persönlich den größten Nutzen hatten und wie ich die ersten Wochen nach der Triple-Osteotomie verbracht habe.
2006 wurde mein Becken auf der rechten, 2017 auf der linken Seite umgestellt. in beiden Fällen unterzog ich mich einer Dreifachen Beckenosteotomie (auch Triple-Osteotomie) nach der Dortmunder Technik. Zwar bekommt man nach dem Krankenhausaufenthalt keine Bettruhe verordnet – man darf aufstehen und sich an Gehhilfen fortbewegen – jedoch darf man die Hüfte sechs Wochen lang nur maximal 60 Grad beugen, kann also nicht aufrecht sitzen. So verbringt man diese Zeit letztlich doch überwiegend im Bett, genauer: in einem höhenverstellbaren Pflegebett, das das Krankenhaus für zu Hause verordnet.

Krank im Bett? Such Dir ein Projekt!
Damals lebte ich allein und da man zu Beginn viel Hilfe braucht, zog ich beide Male für ein paar Monate wieder bei meiner Mutter ein. 2006 vertrieb ich mir die Zeit im Bett mit Chatten, Büchern, Serien und Filmen. Mit Freunden gechattet, gelesen, Filme und Serien gesehen (letzteres exzessiv, ein Hoch auf Netflix!) habe ich natürlich auch nach dem Eingriff 2017, trotzdem habe ich mich beim zweiten Mal – inzwischen war ich 35 Jahre alt – etwas besser auf die Liegezeit eingestellt. Heißt konkret: Ich habe mich für eine Online-Fortbildung angemeldet. Diese Fortbildung („Deutsch Lehren Lernen (DLL“) vom Goethe-Institut) ist eigentlich auf zwölf Monate angelegt, Teilnehmer:innen können sie neben dem Beruf absolvieren. Ich hingegen habe sie krank im Bett liegend begonnen und konnte mich den Lehrvideos, Texten und Aufgaben jeden Tag ausgiebig und in aller Ruhe widmen. Den Kurs habe ich so in nur vier Monaten abgeschlossen. Als ich wieder fit war, hatte ich ein Zertifikat als DaF-Lehrerin in der Tasche und stand anderthalb Jahre später tatsächlich zum ersten Mal in Nepal vor einer Klasse.
Klar ist: So ein Projekt ist nur dann möglich, wenn man auch aufnahmefähig ist. Patient:innen, die sich fit genug fühlen, im Bett etwas Neues zu lernen, würde ich aber unbedingt auch dazu ermutigen. Es muss dabei ja nicht gleich um eine berufliche Zusatzqualifikation gehen, aber ein „Ich wollte schon immer mal …“ schlummert doch in jedem:r von uns. Irgendeine Fähigkeit würden wir wohl alle gern noch erlernen, uns irgendeinem Thema endlich mal ausführlich widmen, wenn wir nur die Zeit dafür hätten – eine Sprache lernen zum Beispiel, eine Buchidee umsetzen* oder endlich einen Blog starten*. Was auch immer es ist: Für fast alles gibt es Bücher, Online-Kurse und YouTube-Tutorials – und so viel Zeit wie jetzt, da man immobil und krankgeschrieben ist, wird man so schnell wohl nicht wieder haben.
Kleine Helfer, großer Nutzen
Hier kommen einige Hilfsmittel, die Patienten entweder das Lesen, Lernen und Filmeschauen im Bett erleichtern oder für ein kleines Stück mehr Unabhängigkeit sorgen.
Betttisch: Krank im Bett essen, Filme sehen, arbeiten
Ein zusammenklappbarer Tisch fürs Bett ist Gold wert. Man kann ihn als Tablett benutzen, im Bett an ihm essen, seine Kaffeetasse auf ihm abstellen und an ihm arbeiten. Ich hatte einen ganz einfachen Klapptisch, es gibt aber auch höhenverstell- und kippbare Laptoptische* mit kleinen Schubladen und erstaunlich viel Platz, an denen ich möglicherweise noch bequemer hätte im Bett arbeiten können.
Stichwort „bequem lesen“: Wer nicht am Bettisch lesen und das Buch nicht die ganze Zeit vor oder über sich halten will oder kann, findet womöglich einen Buchhalter* nützlich. Er ist in alle Richtungen justierbar, sodass weder der Kopf vom Vorbeugen noch die Arme vom Buchhalten schwer werden.

Nackenkissen: Nie ohne mein Hörnchen!
Nach einer Dreifachen Beckenosteotomie mit langer Nachbehandlung darf man das Hüftgelenk sechs Wochen lang maximal 60 Grad beugen. Demzufolge kann man auch das Kopfteil des Pflegebetts nicht höher stellen. Das Nackenkissen hilft in dieser Lage, den Kopf zu stabilisieren und gerade zu halten, so dass man wesentlich besser zum Beispiel auf einen Bildschirm schauen kann, der sich weiter unten befindet. Doch selbst wenn man ganz flach liegt, sorgt das Nackenhörnchen von Zeit zu Zeit für ein angenehmeres Liegegefühl. So ein „Hörnchen“ war bei mir tagtäglich im Einsatz. Am besten ist ein möglichst stützendes und dennoch nicht zu festes Nackenkissen, zum Beispiel eines mit Memory-Schaum*.
Stillkissen oder Seitenschläferkissen: stabil und komfortabel
Wichtig: Das Schlafen auf der nicht operierten (!) Seite oder auf dem Bauch ist erst sechs Wochen nach der Triple-Osteotomie wieder erlaubt. (Auf der operierten Seite übrigens erst nach vier bis fünf Monaten.) Wenn man sich dann aber wieder auf die (gesunde) Seite drehen darf, sollte man immer ein Kissen zwischen die Knie liegen, sonst drohen nicht nur Schmerzen im Becken, das operierte Bein könnte auch wegrutschen. Ein kleineres Kissen geht auch, hält meiner Erfahrung nach auf Dauer aber nicht so gut. Am besten sorgen ein Seitenschläferkissen* oder ein Stillkissen* für Entlastung und Stabilität in Seitenlage. Der Orthopäde Dr. Stefan Triebel empfiehlt ein solches Kissen auch Patient:innen, denen ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt wurde.

Greifzange: Wenn doch mal etwas runterfällt
Ich selbst hatte keine Greifzange. Meine Sachen standen und lagen auf einem kleinen Beistelltisch direkt neben meinem Bett und ich hatte keine Schwierigkeiten, an alles heranzukommen. Von anderen Patient:innen weiß ich aber, dass sie so eine Greifzange ausgesprochen nützlich fanden, gerade weil einem doch öfter mal etwas runterfällt.
Sockenanziehhilfe: Das kann ich allein!
Hier gilt dasselbe: Ich persönlich hatte keine, allerdings war ich auch in der glücklichen Lage, dass mir morgens jemand beim Sockenanwechseln helfen konnte. Ansonsten hätte ich so eine Anziehhilfe sicherlich vermisst. Sie wird übrigens (genau wie die Greifzange) von einigen Krankenkassen übernommen, sodass nur eine Zuzahlung fällig wird. Ansonsten gibt es Greifzangen* und Sockenanziehhilfen* aber auch günstig zu kaufen.
Licht an – krank im Bett besser per Touch-Schalter
Wer krank im Bett liegt und sich nur an Krücken oder gar nicht allein fortbewegen kann, muss im Liegen ohne Probleme das Licht einschalten können. Mir hat eine Nachttischlampe mit Touch-Dimmer auf dem Beistelltisch neben mir gereicht. Bei Lampen, die sich nur per Schalter ein- und ausschalten lassen, ist wichtig, dass der Schalter gut erreichbar ist und nicht irgendwo festklemmt. Man könnte ihn zum Beispiel mit Klebeband am Tisch fixieren. Ansonsten eignet sich aus meiner Sicht eine Klemmleuchte* gut, die man direkt am Bett oder am Nachttisch anbringen kann und die ebenfalls per Berührungsschalter bedienbar ist. Sie ist auch ideal zum Lesen.
Handyhalter: Hände frei!
Ganz entspannt im Liegen etwas auf dem Handy anschauen oder per Video mit Freunden telefonieren – und die Hände dabei frei haben: Ich hatte damals keinen, bin mir aber sicher, dass ich so einen in alle Richtungen biegbaren Handyhalter* ziemlich praktisch gefunden und häufig genutzt hätte.
Haarwaschbecken: Sichere Haarpflege, auch krank im Bett
Liegt man krank im Bett, kann das Haarewaschen zur Herausforderung werden. Selbst wenn man zwischenzeitlich aufstehen darf, ist die Prozedur unter Umständen nicht ganz einfach, etwa wenn man ein Bein überhaupt nicht belasten darf, wie es bei mir nach der Triple-Osteotomie die ersten zehn Wochen der Fall war.
Nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus habe ich mich zum Haarewaschen immer mit den Krücken weit hinten in die (zum Glück recht geräumige) Dusche gestellt, mich dort vorsichtig vornüber gebeugt und jemand anderes hat mir dann die Haare gewaschen. Ich stand mit den Krücken immer auf trockenem Boden – das ist aber nicht in jeder Dusche möglich und nicht jeder hat eine Badewanne, über die man sich andernfalls beugen könnte. Deshalb empfehle ich diese Methode hier ausdrücklich nicht, weil sie ein Sicherheitsrisiko darstellt. Es gibt (und auf die Idee kam ich damals offen gestanden nicht, obwohl mir auch im Krankenhaus auf diese Weise die Haare gewaschen wurden) günstige aufblasbare Haarwaschbecken mit Ablaufrohr*, die ein sicheres Haarewaschen im Liegen ermöglichen, ohne dass man das ganze Zimmer unter Wasser setzt.
Krückenhalter: Gehhilfen immer griffbereit
In den ersten Wochen nach der Dreifachen Beckenosteotomie mit langer Nachbehandlung darf man aufstehen, aber nicht belasten. Man braucht seine Gehhilfen daher immer griffbereit. Dumm nur, dass die Dinger so gern umfallen. Man kann sie umdrehen, also verkehrt herum hinstellen und mit dem Fußende an eine Wand lehnen. Oft befindet sich die nächste Wand aber zu weit weg vom Bett, als dass man sie sich sicher und problemlos schnappen könnte, ohne nach dem Aufstehen einen Schritt machen zu müssen. Besser ist es also, die Krücken sind direkt am Bett befestigt. Ich habe mir damals mit einer Schnur beholfen, an der ich sie am Bett eingehängt habe. (Wie genau – daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Und umgefallen sind die Krücken trotzdem.)
Es gibt Gehstützenhalterungen zur Montage direkt am Bett*, wie man sie aus dem Krankenhaus kennt. Und wenn ich mir die so ansehe, frage mich, ob es nicht vielleicht auch selbstklebende Besenhalter* tun? Das habe ich aber nie selbst ausprobiert, das soll hier also nicht als Tipp verstanden werden. Wer allerdings ohnehin so einen Besen- und Gerätehalter hat oder haben will, kann das ja bei Gelegenheit mal ausprobieren.
Um den richtigen Umgang mit Krücken und nützliche Hilfsmittel wird es bald an anderer Stelle auf dieser Seite gehen.
Hast Du auch schon mal nach einer OP länger krank im Bett gelegen und kannst weitere Tipps geben? Falls ja, freue ich mich, wenn Du sie in den Kommentaren teilst.
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