
Hula Hoop liegt voll im Trend und viele Patient:innen fragen sich, ob das Training mit dem Reifen auch mit künstlicher Hüfte oder bei Schmerzen ratsam ist. Ich habe recherchiert und das „Hullern“ selbst ausprobiert. Ist Hula Hoop grundsätzlich gut für die Hüfte? Hier erzähle ich, welche Antworten ich gefunden und welche Erfahrungen ich gemacht habe.
Trend Hula Hoop: Warum ich jetzt auch „hullere“
Hula Hoop liegt voll im Trend. Als ich mir vor einigen Wochen in den Kopf setzte, zu „hullern“ (Hieß das früher eigentlich auch schon so?) wusste ich das nicht. Ich begab mich auf die Suche nach einem geeigneten Reifen, einzig von dem Wunsch getrieben, die Muskulatur rund um meine Hüften zu kräftigen.
Ich habe eine beidseitige Hüftdysplasie. Auf beiden Seiten wurden die Gelenke mit einer aufwändigen Operation namens Triple-Osteotomie umgestellt. Im Alltag habe ich seither kaum jemals Schmerzen, doch vor einigen Monaten stellte sich nachts ein unangenehmes Ziehen um die Hüften ein, vor allem wenn ich mich auf die Seite drehte. Möglich, dass Bewegungsmangel während des Corona-Lockdowns schuld daran war. Auf der Seite schlafen, das ging jedenfalls nicht.
Also wollte ich mich wieder mehr bewegen, aber zu Hause. Ein Fitnessgerät musste her, eines, das sich leicht verstauen lässt und eines, das nicht so viel kostet. Ich dachte nach. Die Hüfte trainieren, die Hüften kreisen lassen, Hüften, Hüften … Hula Hoop! Natürlich! Als Kind hatte mir das immer Spaß gemacht, damals konnte ich den Reifen eine gefühlte Ewigkeit ohne Mühe oben halten.

Zweifelsohne haben Lockdowns während der Pandemie ihren Anteil am neuen Huller-Hype. An Nepal, wo ich zurzeit noch lebe, scheint er jedoch völlig vorbeigegangen zu sein. Entsprechend schwierig gestaltete sich die Beschaffung eines Reifens, zumal der Online-Handel hierzulande stark eingeschränkt ist.
Hula Hoop: Welcher Reifen ist der beste für Anfänger?
In blindem Aktionismus mache ich erst einmal alle Fehler, die man nur machen kann. In einer Buchhandlung, in der es neben Büchern allerhand Krimskrams zu kaufen gibt, finde ich einen Hula-Hoop-Reifen für Kinder. Er besteht aus dünnem, biegbaren Plastik, reicht mir, auf den Boden gestellt, gerade einmal bis zur Mitte des Oberschenkels und wiegt kaum 300 Gramm. Ich muss wild hin- und herruckeln, damit der Reifen nicht sofort wieder zu Boden fällt, es gelingt mir nicht, ihn länger als 20 Sekunden oben zu halten. Anfangs schreibe ich das meiner Unsportlichkeit zu und glaube, dass ich die richtigen Bewegungsabläufe erst wieder erlernen muss. Schnell ist mir aber klar, dass es mit dem Kinderreifen, mit dem ich mich da abmühe, nichts werden kann, weil er einfach zu leicht ist.
Je größer und schwerer der Reifen, umso einfacher ist es – Fliehkräften sei dank – ihn oben zu halten, und je schwerer der Mensch, desto schwerer sollte auch der Reifen sein. Ein geeignetes Modell für Anfänger reicht einem, so lese ich, mindestens bis zur Hüfte, besser bis zum Bauchnabel, und wiegt etwa 1,2 Kilo. In Deutschland hätte ich wohl einfach einen gewellten Schaumstoffreifen im Geschäft gekauft oder bestellt, wobei die Reifen aktuell wohl sogar in der Heimat gar nicht so leicht zu bekommen sind. Zu haben wäre momentan zum Beispiel dieser hier* aus nachhaltigem Edelstahl statt Plastik, der zugegebenermaßen aber auch ein wenig teurer ist.
Da ich mehr als 65 Kilo wiege, hätte ich es womöglich auch direkt mit dem „Action Hoop“ von Hoopomania* probiert, der 107 Zentimeter im Durchmesser misst, 1,6 Kilo wiegt und ebenfalls ein bisschen teurer als andere Reifen ist. Er ist mit Silikonnoppen (für den Massageeffekt) und Magneten (Diese sollen körperlich und geistig regulierend wirken) ausgestattet. Möglicherweise hätte ich mich auch für dieses Modell* entschieden: Sein Durchmesser beträgt zwar nur 88 (statt der Anfängern häufig empfohlenen 100) Zentimeter, dafür ist er günstig und man kann sein Grundgewicht von 1,2 kg auf 3,5 kg erhöhen. Auch diesen Reifen* kann man selbst nach Belieben beschweren.
Blaue Flecken an der Hüfte sind am Anfang ganz normal
Mit einem schwereren Reifen ist das Hullern anstrengender und die Wahrscheinlichkeit höher, dass absolute Beginner sich blaue Flecken rund um Taille und Hüften zuziehen. Das ist ganz normal und kommt in der Regel nur in der Anfangszeit vor. Wichtig ist, dass man es gerade zu Beginn nicht mit dem Training übertreibt. Zehn Minuten am Tag sollten fürs Erste reichen. Um Schmerzen und blauen Flecken vorzubeugen, gibt es auch spezielle Bauchweggürtel*, die nicht nur die Haut vor Verletzungen beim Hula-Hoop-Training schützen, sondern durch Wärme auch überschüssiges Bauchfett schmelzen lassen sollen. Ob das wirklich funktioniert, kann ich allerdings nicht einschätzen, ich habe sie noch nicht ausprobiert.
Auf die Idee, meinen Kinderreifen zu beschweren, komme ich auch – es ist nur keine gute. Ich lasse Katzenstreu in die einzelnen Teile rieseln, stecke alle wieder fest zusammen und wickle Klebestreifen drum. Ein, zwei Mal hullert es sich dann auch deutlich besser, doch das billige, weiche Plastik reißt an einer Stelle ein und ich verteile das Katzenstreu in der ganzen Wohnung.
Schließlich finde ich doch noch einen etwas besseren Hula-Hoop-Reifen: Dieselbe Buchhandlung hat zwei Wochen später einen größeren, stabileren Reifen im Angebot. Ideal ist auch dieser nicht: Zum einen besteht er aus hartem Plastik (ohne Schaumstoff), zum anderen befinden sich an seiner Innenseite kleine Rädchen mit Spiekern, ebenfalls aus Hartplastik, die ich schlussendlich alle einzeln mit dem Küchenmesser heraussäge. Der Reifen ist 90 Zentimeter hoch und reicht mir knapp bis zur Hüfte. Er ist ein bisschen zu leicht, wiegt weniger als ein Liter Milch. Zu Hause in Deutschland werde ich mir einen der oben genannten Reifen besorgen, sollten sie verfügbar sein. Aus Mangel an Alternativen muss ich mich vorerst mit diesem Modell begnügen, aber das ist okay, ich komme zurecht.
Hula Hoop bei künstlicher Hüfte und Schmerzen
Während der langen Suche hatte ich genug Zeit, um herauszufinden, ob Hula Hoop überhaupt gut für die Hüfte ist, das heißt: für die schmerzende, schon von Arthrose betroffene oder sogar künstliche Hüfte. Grundsätzlich gilt: Bewegung fördert die Durchblutung und Beweglichkeit der Gelenke. Außerdem sorgt sie dafür, dass der Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt wird, was seinem Abbau entgegenwirkt. Bei Arthrose und künstlichen Gelenken lautet die Devise: Bewegen ohne zu be- und überlasten. Laut dem Dresdner Orthopäden Prof. Klaus-Peter Günther sind bei künstlichen Gelenken alle Sportarten ohne Sturzgefahr und Stoßbelastungen empfehlenswert.
Die Krankenkasse ikk schreibt auf ihrer Seite zum Thema „Sport bei Hüftschmerzen“:
Um die Hüfte zu stärken und Schmerzen vorzubeugen, hilft es also, das Gelenk möglichst sanft zu bewegen und das Bewegungsspektrum der Hüfte voll auszunutzen. Auch das Training der Muskeln in der Hüftregion beugt Hüftbeschwerden vor: So werden die Gelenke entlastet, das Becken stabilisiert sowie die Oberschenkelknochen in der richtigen Position gehalten.
Auf der englischsprachigen Seite thejoint.com heißt es, Hula Hoop stärke die Hüftbeuger. Und immer wieder lese ich: Das Training mit dem Reifen ist ein Ganzkörpertraining, es kräftigt nicht nur die Körpermitte, sondern auch den Rumpf und die Beine. Es kann außerdem Rückenschmerzen lindern. Lediglich nach einem Bandscheibenvorfall oder bei anderen schwereren Rückenproblemen ist es nicht ratsam.
Was Hula Hoop mit künstlicher Hüfte oder Schmerzen aufgrund von Arthrose betrifft, finde ich also nichts, das dagegen, aber vieles, das dafür spricht. Offenbar ist Hula Hoop grundsätzlich gut für die Hüfte, auch die erkrankte. An dieser Stelle aber ein wichtiger Hinweis: Wer Beschwerden oder bereits eine Endoprothese hat und das Hullern ausprobieren will, sollte trotzdem Rücksprache mit einem Orthopädin bzw. einem Orthopäden halten. Ich bin keine Medizinerin und kann hier nur auf das verweisen, was ich bei meiner Suche auf die Frage „Ist Hula Hoop gut für die Hüfte?“ gefunden habe.

Ist Hula Hoop gut für die Hüfte? Meine Erfahrungen
Und ich kann von meinen eigenen Erfahrungen berichten: Nach ein paar Tagen mit dem größeren Reifen hatte ich den Dreh raus, konnte ihn minutenlang oben halten und auch ohne Probleme in beide Richtungen hullern. Zu Beginn hatte auch ich ein paar blaue Flecken und Druckstellen, das ließ jedoch schnell nach. Mittlerweile hullere ich seit fast drei Monaten jeden zweiten oder dritten Abend 20 bis 30 Minuten vor dem Fernseher. Dabei kann ich nahezu ganz still stehen. Während des Trainings spüre ich, wie sich die Bauchmuskeln und die Muskeln im Oberschenkel bis hin zum Knie leicht anspannen, aber das Hullern strengt mich nicht sonderlich an. Das liegt sicher daran, dass mein Reifen eigentlich viel zu leicht für mich ist. Einen Effekt spüre ich dennoch: Schon nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl, in der Körpermitte etwas stabiler geworden zu sein. Außerdem sind meine Bewegungen insgesamt geschmeidiger geworden, das merke ich auch beim Laufen. Und das Wichtigste: Zwar kann ich nicht sicher sagen, ob ich es dem Hula-Hoop-Training zu verdanken habe, aber das unangenehme Ziehen in der Hüftgegend in der Nacht ist weg und ich kann inzwischen wieder schmerzfrei auf der Seite liegen.
Tipps für Anfänger gibt es bei YouTube
Wer noch ein bisschen Starthilfe braucht, findet bei YouTube jede Menge Anleitungsvideos. Empfehlenswert ist zum Beispiel der Kanal von Elli Hoop. Elli erklärt verständlich, wie es mit dem Hullern klappt und worauf Anfänger:innen achten sollten.
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