Jahre später, Nach der OP, Therapie, Tipps für den Alltag

Hüftdysplasie: Arthrose trotz OP

Arthrose im Hueftgelenk

Mit zwei Triple-Osteotomien wurde meine beidseitige Hüftdysplasie behandelt. Nach den Eingriffen war ich über Jahre nahezu beschwerdefrei – bis ich ins Fitnessstudio ging und nach kurzer Zeit vor Schmerzen kaum laufen konnte. Wie ich meine aktivierte Arthrose wieder in den Griff bekam und was ich seitdem verändert habe.


Es war mir eigentlich immer klar: Die großen Operationen an meinen Hüftgelenken – zwei „Dreifache Beckenosteotomien“ im Erwachsenenenalter – haben mir viel Lebensqualität geschenkt, ein Wunder konnten sie aber nicht vollbringen.

Auf dieser Webseite rund um die Hüftdysplasie war lange ein ganz bestimmter Beitrag oben angepinnt. Darin ging es um mein Leben nach meinen Hüftoperationen. Ich schrieb, dass ich im Alltag keinerlei Probleme habe und höchstens nach starker Belastung, das heißt, nach sehr langen Fußmärschen, ein Brennen in der Leiste und ein Gefühl der Schwere im Gelenk verspüre. Dass ich nur vereinzelt in meiner Beweglichkeit eingeschränkt bin, im Großen und Ganzen aber fröhlich durchs Leben spaziere.

Inzwischen hat es leider doch eine Phase gegeben, in der ich stark beeinträchtigt war.

Vor einiger Zeit erlitt ich einen Arthroseschub, der mich wochenlang außer Gefecht setzte. Ich konnte kaum auftreten, hatte starke Schmerzen in beiden Hüftgelenken, als hätte jemand mit einem Messer hineingestochen und würde es darin herumdrehen.

Hüftdysplasie: Arthrose trotz Beckenosteotomie

Was war passiert?

Kurz zuvor hatte ich mich in einem Fitnessstudio angemeldet. „Bauch, Beine, Rücken, Po“, „Zumba“ und „Bodyfit“ hießen die Kurse, die ich dort zwei- bis dreimal pro Woche besuchte. An einem Samstagvormittag im „Bodyfit“-Kurs, in dem viel gesprungen wurde, war es dann vorerst vorbei mit meinem sportlichen Eifer. Ich spürte schon im Kurs, dass etwas nicht stimmte. Am darauffolgenden Montag konnte ich kaum noch laufen.

Nicht nur in den Hüftgelenken, auch im Gesäß hatte ich Schmerzen. Ich war mir sicher, mir einen Muskelfaserriss zugezogen zu haben. Ein MRT-Bild bestätigte das: „deutliches Ödem entlang des Verlaufes des Musculus piriformes, am ehesten (zu) vereinbaren mit einer Partialruptur des Muskels“ steht im Befund.

„Der Muskelriss ist allerdings Ihr kleinstes Problem“, sagte mein Orthopäde. Es war mein erster Termin bei ihm. Was dann kam, war nicht sehr schmeichelhaft, aber aufschlussreich. „Mit so einem MRT-Bild kommen normalerweise Menschen zu uns, die sehr viel älter als Sie sind.“ Er bezog sich auf die Knorpeldefekte in meinen Hüftgelenken. Diese seien, so steht es im Befund, „beidseits teils viertgradig“. Was das bedeutet? Vollständiger Knorpelverlust.

Hueftdysplasie Arthrose MRT Befund
Oha

Gegen Ende unseres Termins gab er mir einen Flyer rund um die Hüft-TEP-Operation. „Noch brauchen Sie kein künstliches Gelenk, aber allzu lange wird es vielleicht auch nicht mehr dauern“, sagte er.

Hüftdysplasie und Arthrose: Nun doch ein künstliches Gelenk?

Eine künstliche Hüfte mit 40 Jahren? Obwohl ich meine Hüftdysplasie auf beiden Seiten mit aufwändigen OPs habe behandeln lassen? Waren die Eingriffe also vergebens? Klares Nein vom Orthopäden. Ohne die gelenkerhaltenden Eingriffe wäre ich wohl kaum so viele Jahre weitgehend schmerzfrei gewesen und hätte schon viel früher eine Hüftprothese gebraucht.

An dieser Stelle kann ich vorwegnehmen: Ich habe heute, zwei Jahre später, immer noch keine Hüft-TEP und vorerst auch nicht die Absicht, mir eine einsetzen zu lassen. Aktuell habe ich kaum Schmerzen, die mich im Alltag einschränken, sodass ich nahezu wieder so unbeschwert durchs Leben gehe, wie ich es im bereits erwähnten Artikel beschrieben habe.

Ein paar Dinge habe ich aber notgedrungen verändert, um die Notwendigkeit eines Gelenkersatzes noch möglichst lange hinauszuzögern.

Aktivierte Arthrose: Das hilft

Zuerst einmal wurde der Arhtroseschub behandelt.

Mein Orthopäde schrieb mir Physiotherapie auf, die mir akut leider gar nicht half. Nach den sechs Terminen konnte ich noch immer genauso schlecht laufen wie zuvor, auch die Schmerzen waren geblieben. Vermutlich ist die Physiotherapie erst dann sinnvoll, wenn die Entzündung abgeklungen ist.

Er hatte mir zudem eine Radiosynoviorthese, kurz: RSO, verordnet, ein nuklearmedizinisches Verfahren, das die Entzündung der Gelenkschleimhaut lindern soll. Leider konnte ich diese Behandlung nicht in Anspruch nehmen. Grund war mein damaliger Kinderwunsch. Aufgrund der Nähe der Hüftgelenke zu den Eierstöcken ist eine solche Behandlung bei gleichzeitigem Kinderwunsch nicht ratsam bzw. erst nach einer gewissen Wartezeit sicher, teilten mir die Nuklearmediziner mit. Mit meinen 40 Jahren konnte ich aber nicht länger warten und räumte dem Kinderwunsch Priorität ein.

Entzündung in den Griff bekommen: Kortison und Hyaluronsäure

So wurde meine aktivierte Arthrose schlussendlich mit Kortison behandelt, je eine Spritze in beide Gelenke. Ich bin hingekrochen und nach Hause geschwebt – so schnell und so merklich brachten die Injektion Linderung, nachdem ich zuvor wochenlang nur hatte humpeln können.

Zusätzlich habe ich in den Wochen darauf je drei Injektionen mit Hyaluronsäure bekommen, die die Langzeitwirkung der Kortisonbehandlung fördern sollten (und mit einer Zuzahlung von ca. 350 Euro zu Buche schlugen).

Leider weiß man über Kortisoninjektionen, dass sie bei häufiger Anwendung (das heißt, mehrmals im Jahr) den Knorpelabbau beschleunigen können, sodass die Arthrose noch schneller voranschreitet. In der Regel hält die Entzündungshemmung einer Kortisonspritze zudem nur einige Wochen bis etwa ein Jahr an. Meine aktivierte Arthrose ist inzwischen zwei Jahre her. Ich habe seitdem zum Glück keinen weiteren Arthroseschub erlitten und keine weitere Kortisonbehandlung gebraucht. In der Zwischenzeit habe ich sogar ein Kind ausgetragen, und meine Hüftgelenke haben auch die Schwangerschaft gut überstanden.

Arthrose lindern mit Nahrungsergänzungsmitteln

Seit dem Arthroseschub setzte ich auf Nahrungsergänzungsmittel, um den verbliebenen Knorpel zu erhalten und zu schützen. Was den bereits verlorenen Knorpel angeht, ist sich die Schulmedizin meinen Recherchen nach einig: Bei einem Abrieb bis auf den Knochen kann Knorpel nicht „nachwachsen“. So kann ich mit Defekten vierten Grades kaum auf einen „Wiederaufbau“ hoffen, auch wenn es Studien gibt, die nahelegen, dass zum Beispiel die Einnahme von Kollagenhydrolysat den Knorpelaufbau unterstützt.

Ich setze deshalb vor allem auf die antientzündliche Wirkung der Präparate.

Ich nehme:

  • hochdosierte Omega-3-Fettsäuren*, die nachweislich entzündungshemmend wirken
  • Vitamin D*, das die Knochen stärkt. Es fördert die Kalziumaufnahme im Darm, das ist wichtig für die Stabilität, gerade weil bei Arthrose häufig auch die subchondralen Knochen (unter dem Knorpel) betroffen sind. Ein Mangel den Knochenabbau und die Gelenkverformung beschleunigen kann. Vitamin D kann zudem Entzündungsreaktionen lindern.
  • Kollagenhydrolysat*, das Knorpeldichte und -struktur verbessern und darüber hinaus entzündungs- und schmerzlindernd wirken soll. Wichtig: Es gibt verschiedene Kollagentypen, die spezifische Funktionen haben. Typ II ist entscheidend für das Knorpelgewebe. Er sollte daher unbedingt enthalten sein. Typ I ergänzt Typ II, kommt aber eher in Sehnen, Bändern, Haut und Knochen vor. Typ III kommt häufig zusammen mit Typ I vor, ist aber eher in Gefäßwänden, Haut und Organen zu finden, nicht im Knorpelgewebe. Es gibt Präperate, die Kollagene des Typs I, II und III enthalten.
  • Wobenzym* – ein abschwellendes und entzündungshemmendes Kombinationspräparat aus Enzymen und Flavonoiden, das man sowohl vorbeugend als auch begleitend bei aktivierter Arthrose einnehmen kann

Ich achte ansonsten auf eine antientzündliche Ernährung, wie ich sie hier bereits ausführlich beschrieben habe.


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Warum Bewegung bei Arthrose so wichtig ist

Was Sport anbelangt: Fitnesskurse, in denen viel umhergesprungen wird, sind einfach nicht das Richtige für mich. Das hätte mir eigentlich auch damals schon klar sein sollen.

Ich habe aber keineswegs mit dem Sport aufgehört. Im Gegenteil, aktuell bin ich so aktiv wie lange nicht, weil ich die Kilos, die ich in der Schwangerschaft zugelegt habe, wieder loswerden möchte. Generell ist Übergewicht bei Arthrose unbedingt zu vermeiden. Nicht nur belastet überschüssiges Gewicht die Knochen, das Fettgewebe produziert Botenstoffe, die entzündliche Prozesse anfeuern. (Auch das habe ich in meinem Beitrag über die beste Ernährung bei Arthrose beschrieben, zudem nenne ich darin Studien, die die Effekte einer Gewichtsreduktion untersucht haben.)

Nordic Walking trotz Arthrose in der Hüfte
DIe Sportart meiner Wahl trotz (oder wegen?) Hüftarthrose: Nordic Walking

Grundsätzlich ist Bewegung wichtig, wenn man an der degenerativen Gelenkerkrankung leidet.

  • Sie sorgt dafür, dass die Gelenkflüssigkeit (Synovia) dünnflüssig wird, das Gelenk „geschmiert“ und die Reibung verringert und der verbliebene Knorpel ernährt wird.
  • Sie stärkt die Muskeln und entlastet das betroffene Gelenk.
  • Sie reduziert Entzündungen, indem sie den Stoffwechsel verbessert und Fett abbaut.

Sport mit Hüftarthrose: Nordic Walking und Hula Hoop

Heute setze ich vor allem auf drei Bewegungsarten.

  1. Gehen. Am besten jeden Tag so viel, dass ich die vielzitierten 10.000 Schritte schaffe.
  2. Nordic Walking. Wird gern als Alte-Leute-Sport diskreditiert und völlig unterschätzt. Bei richtigem Stockeinsatz ist es ein gelenkschonender Sport, zudem verteilen die Stöcke das Gewicht, sodass die Hüfte entlastet wird. Ich gehe etwa jeden zweiten Tag mit den Stöcken (und im Takt der Musik in meiner eigens zum Nordic-Walking angelegten Playlist) etwa 50 Minuten bis eine Stunde raus. Wichtig sind Nordic-Walking-Stöcke in der richtigen Höhe (es gibt auch verstellbare, zum Beispiel hier*, und sogar faltbare Wander-/Nordic-Walking-Stöcke*) sowie die richtige Technik.
  3. Hula Hoop. Damit habe ich schon vor Jahren begonnen, ich musste aber aufgrund der Schwangerschaft pausieren. Hier habe ich über Hula Hoop als idealen Sport für Menschen mit Hüftproblemen geschrieben. Wenn ich nicht walke (also in der Regel jeden zweiten Tag), schnappe ich mir den Reifen und hullere insgesamt etwas vierzig Minuten, zwanzig in die eine, zwanzig in die andere Richtung.

Und so hoffe ich, dass ich noch möglichst lange beschwerdefrei bleibe und ohne Gelenkersatz zurechtkomme.

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